Die ohnehin schon angeschlagene Stimmung an den Kapitalmärkten (starker $, steigende Renditen, US-Wahlen), verschlechterte sich gestern mit den schwachen Zahlen zum chinesischen Außenhandel. Ein von mir sehr geschätzter Kollege schrieb dazu: „Dow down 1% on bad China trade data. Imagine when the curtain is pullend to reveal all the data were fake fake fake. Ready your PopCorn“.
Die Aktienindizes in Europa und den USA konnten sich von ihren Tagestiefs zwar erholen, das Bild in der Charttechnik trübt sich dennoch zunehmend ein. Ein anschauliches Beispiel ist der S&P500. Mit der jüngsten Marktbewegung wurden nicht nur die Tiefs um die 2.144er Marke gerissen, die seit Mitte September als wichtige Unterstützung dienten. Den dritten Tag in Folge schlossen wir unter der 100 Tagelinie. Das ist seit Februar nicht mehr passiert. Ausserdem wurde die seit Februar gültige Aufwärtstrendlinie nach unten durchbrochen. Es ist die Linie gezogen durch die Tiefs vom Februar und die Tiefs während des Brexit-Votums Ende Juni. Jetzt rückt die Unterstützung bei 2.119 (Close gestern 2.132) in den Fokus. Anfang September prallte hier der Index mehrmals ab, bevor es wieder Richtung Jahreshochs ging. Auch gestern hielt die Marke aufgrund eines „Vix Slams“. Zuvor stieg der Volatilitätsindex noch auf 18.
Erstmals seit sechs Tagen legte der Dollar-Index nicht weiter zu und trug deshalb in der zweiten Tageshälfte ein bisschen zur Beruhigung bei. Der Preis von Kupfer (-2,5%), ein beliebter Konjunkturindikator, fiel dennoch besonders stark und war deshalb im Zusammenhang mit den schwachen Handelsdaten aus China in aller Munde. Den sechsten Monat hintereinander haben die Chinesen nun bereits weniger Kupfer importiert.

Klar dürfte sein, dass der Bruch einer Trendlinie im S&P noch keine Umkehr des Trends bedeuten muss. Signifikant ist diese Entwicklung in der Technik trotzdem. Genau genommen gab es neben der normalen Price-Action in diesem Jahr nämlich nur zwei wirklich bedeutende Marktbewegungen. Der Crash zu Anfang des Jahres und eben die starke Erholung davon. Aus Sicht der Bullen, sollte es jetzt auf keinen Fall eine starke Beschleunigung auf der Downside geben. Die gestrige Price-Action im Dax lässt diesbezüglich nichts Gutes vermuten. Ein Opening Gap nach unten, welchem dann sofort Anschlussverkäufe folgen, ist kein gutes Zeichen. Der Dow verlor gestern fast 18.000er Marke. Wir dürfen am heutigen Freitag gespannt sein auf die Schlusskurse auf Wochenbasis.

Bis vor Kurzem deutete vieles rein technisch gesehen darauf, dass eine Jahresendrallye wahrscheinlicher ist, als ein größerer Sell-Off (wir berichteten). Langsam dreht sich aber der Wind zugunsten der Bären. Wichtig wird meiner Meinung nach sein, dass der Renditeanstieg bei den Anleihen gestoppt werden kann. Nach den schwachen letzten Tagen, konnten sich Bundesanleihen gestern wieder etwas erholen (Rendite runter/Kurse hoch). Gemessen an der Schwäche der Aktien, besonders am Vormittag, profitierten Bundesanleihen von ihrem Status als sicherer Hafen allerdings eindeutig zu wenig. Momentum war das nicht.

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