• Was für ein Jahr!!! 2016 war lange ein Jahr der absoluten Orientierungslosigkeit. Der Ausgang der US-Wahl vom 08. Dezember machte dann endlich eine komplette Neubewertung der Marktumstände erforderlich. Trump versprach im Wahlkampf außen, innen-, und wirtschaftspolitisch einen kompletten Kurswechsel und wird diesen auch liefern. Anders als von den meisten erwartet, gab der Markt der „Trump­-Agenda“ nach Verdauung des ersten Schocks den „benefit of a doubt“. Die Optimisten übernahmen das Ruder. Kein Wunder, schließlich stellen die Republikaner nicht nur den Präsidenten, sondern erlangten zudem auch die Mehrheiten in beiden Kammern. Aus dem Investorenschreck wurde ein Hoffnungsträger für eine handlungsfähige, unternehmerfreundliche, steuersenkende, deregulierende und wachstumsfreundliche US-Regierung nach Jahren der Stagnation.
  • Was dann passierte, war ein epischer Shortsqueeze am Aktienmarkt gefolgt von Anschlußkäufen. Gamma­-Hedging am Optionsmarkt, wir berichteten, spielte ebenfalls eine entscheidende Rolle. Die Hausse nährte die Hausse. Bei aller Euphorie bleibt aber festzuhalten, …….100% der Aktiengewinne für 2016 bei uns und an der Wall Street passierten in den letzten Wochen des Jahres. Alles was davor geschah, war für alle Investoren extrem frustrierend. An der Frage, wie es denn nun weitergeht, scheiden sich die Geister.
  • In den Handelstagen zwischen Weihnachten und Neujahr dämpften bereits Zweifel an der Nachhaltigkeit der Trump­-Rally die Stimmung. Seit zwei Wochen beißt sich der Dow Jones Index an der magischen Marke von 20.000 Punkten die Zähne aus. Die nächsten Tage, oder vielleicht sogar Stunden erwartet uns der entscheidende Impuls für das erste Quartal. Es wird einen Wettkampf geben zwischen Zweiflern und Optimisten, ob Trump nun wirklich ein „Game Changer“ ist, oder eben nicht. Geht die Aktienhausse weiter, oder kommt das genaue Gegenteil? Der äußerst häßliche Start im Januar 2016, als der Dax schneller 1.000 Punkte verlor, als die meisten Investoren „Frohes Neues“ rufen konnten, ist im Gedächtnis hängengeblieben.
  • Natürlich sind zahlreiche Investoren auf den Zug aufgesprungen und haben ihre Aktienquote in den letzten Wochen erhöht. Was blieb ihnen anläßlich des Performancedrucks auch anderes übrig? Ich bin dennoch überzeugt, daß viele sich noch immer nicht einen Reim daraus machen konnten, was Trump denn nun tatsächlich für uns alle bedeutet. Wir sind davon nicht ausgenommen. Es bleibt tatsächlich schwierig, die Konsequenzen einzuschätzen. Als Libertärer hatte ich mir in seinem Kabinett weniger Leute von Goldman und eine härtete Vorgehensweise gegen die Fed erhofft. Letzteres versprach Trump, ruderte nach der Wahl aber zurück. Wie Trumps Konjunkturprogramm bei gleichzeitig horrendem Staatsdefizit finanziert werden soll, bereitet mir ebenfalls Kopfzerbrechen. Mit Reagan wird er verglichen, die Rahmenbedingungen waren damals aber ganz andere. Ich habe Zweifel an einem selbsttragenden Aufschwung.
    Wir werden sehen, was die Börse daraus macht. Es wird auch 2017 oft nicht erklärbare Marktbewegungen geben. Zu stark ist der Preisfindungsprozess mittlerweile von Algorithmen im Computerhandel getrieben, die mit den ökonomischen Realitäten nicht viel gemeinsam haben.
  • Festzuhalten bleibt, 2016 war geprägt durch politische Umbrüche. Das wird sich auch im folgenden Jahr fortsetzen. Die Präsidentschaftswahl in Frankreich und die Bundestagswahl werden bald ins Rampenlicht rücken. Der langsame Zerfall der Eurozone wird weitergehen. Zwei gute Freunde brachten es in ihrem Investorenbrief vor ein paar Tagen auf den Punkt als sie schrieben: „Die verblüffenden Wahlergebnisse in der westlichen Welt sind unserer Meinung nach keineswegs nur Erzeugnisse populistischer Demagogen, sondern vielmehr kausal auf eine ökonomisch massiv auseinanderdriftende Gesellschaft und einem damit verbundenen Vertrauensverlust in etablierte Institutionen zurückzuführen.“ Dem ist nichts hinzuzufügen außer, daß wir Anhänger der „Österreichischen Schule“ den Grund für diese Entwicklung kennen. Die Kernursache ist und bleibt das ungedeckte Geldsystem.
    Die Kursentwicklung des Bitcoin spricht in diesem Zusammenhang Bände. Die Entscheidung der indischen Regierung, 86 Prozent der Banknoten aus dem Verkehr zu ziehen, gepaart mit der Abwertung des chinesischen Yuan, brachten neben einigen anderen Impulsen die Grundlage für eine sagenhafte Hausse in der „digitalen Revolution“. Sie zeigt was passiert, wenn herrschende Eliten den Bogen überspannen und das Volk sich wehrt. Die Befürworter eines Bargeldverbots und der Geldentwertung hierzulande sollten ihre Schlüsse aus dieser Entwicklung ziehen und endlich maßhalten.
  • Da wir auf die erdrückende Schuldenlast jahrzehntelang mit noch mehr Schulden reagiert haben, wird sehr viel von der weiteren Entwicklung des Anleihemarktes abhängen. Der Zins ist der alles bestimmende Preis in einer Volkswirtschaft. Steigen die Renditen (hawkishen Fed/Trumponomics) oder geht die Reise wieder in die andere Richtung (Rezession gefolgt von Zinssenkungen, QE4 und Helicopter Money)? Passiert ersteres, so meine Überzeugung, würde das sehr bald signifikanten Gegenwind für Risikoanlagen bedeuten. Es droht ein Ende der „Blasenökonomie“. In den letzten Tagen des Jahres fielen die Anleiherenditen (Kurse hoch) und wir werden schnell sehen, ob das nur eine Atempause in einer epischen Zinswende war. Die fehlende Liquidität seit Mitte Dezember hat die Price Action überall ordentlich verzerrt. In den nächsten Tagen kommt sie zurück, dann wird sich in allen Marktsegementen die weitere Tendenz sehr schnell abzeichnen, sei es Aktien, Devisen, Renten oder Rohstoffe. Bitte anschnallen!!!

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