• Die anhaltende Hoffnung auf neue Zentralbank-Maßnahmen (Zinserhöhung in 2016 werden ausgepreist, neues QE wird eingepreist) gepaart mit der zum Quartalsende üblichen Bilanzkosmetik (Window Dressing), sorgte auch gestern wieder für gute Stimmung an den Aktienmärkten.
    Ein weiteres Thema war der amerikanische Banken-Stresstest. Das zweite Jahr in Folge ist die Deutsche Bank beim Stresstest der Fed durchgefallen. Bemängelt wurde vor allem das Risikomanagement und die internen Kontrollen bei der US-Tochtergesellschaft DB Trust Corporation. Auch der US-Ableger der spanischen Santander fiel durch. Das hinderte die amerikanischen Aktienmärkte freilich nicht an der Rallye, denn die US-Banken bestanden allesamt die Prüfung. Werden die von den Banken eingereichten Kaptialpläne von der Fed genehmigt, dürfen diese überschüssiges Geld an ihre Anteilseigner ausschütten. Sofort verkündeten zahlreiche Institute noch am gestrigen Abend Aktienrückkäufe und/oder Dividendenerhöhungen (BoA, Citi, Goldman, Morgan Stanley, American Express, JP Morgan). Die Wall Street war in Feierlaune, vergessen war die Sorge, dass der Brexit das ein oder andere Bankhaus ins Wanken bringen könnte.
  • Seit Freitag hat der Volatilitätsindex VIX 21,20% verloren. Es ist der neuntgrößte je gemessene Rückgang. Wie am Montag geschrieben, war das für die Quant-Fonds wichtig, da diese ansonsten zu Verkäufen am Aktienmarkt gezwungen gewesen wären. Sie können (erstmal) durchatmen.
  • Die Sorglosigkeit der Aktienmarktteilnehmer erhält wieder Einzug. Seit Dienstag wird alles Negative wieder ignoriert. So z.B. die Tatsache, dass wir trotz der „risk on“ Stimmung der letzten 48 Stunden im Yen für den abgelaufenen Monat den größten Kurszuwachs gegen den US-Dollar seit 1998 hinlegten. Gleichzeitig befindet sich der chinesische Yuan nach den zahlreichen Abwertungen auf einem 5-Jahrestief. Es ist das schwächste Quartal überhaupt. Beides, die Abwertungen der PBoC und die Kapitalflucht werden sich beschleunigen. Auch stellt sich die Frage, warum sich Bundesanleihen und US-Treasuries trotz „risk on“ so verdammt gut halten. Diese Divergenz ist derzeit brutal. Im Anlauf der Aktienmärkte auf ihre Schlüsselwiderstände müssten die Renditen der Anleihen eigentlich steigen. Nichts da, die Akteure am Rentenmarkt trauen dem Frieden nicht.
  • Ebensowenig die Charttechniker der UBS. Sie haben sich nach dem Handelsgeschehen um die Brexit-Abstimmung mal wieder zu Wort gemeldet. Aufgrund der stark überverkauften Situation haben sie den „bounce“ der letzten beiden Handelstage zwar erwartet, bleiben aber insgesamt bärisch. So haben die Aktienmärkte im zweiten Quartal ihre Hochs erreicht, welche die Kollegen als Ausgangspunkt für einen neuerlichen Abwärtstrend in den Juli hinein deuten. Starke negative Signale kommen nicht nur vom EuroStoxx (testete am Freitag die Tiefs vom Februar/größter Tagesverlust in der Historie des Index), sondern vor allem vom französischen CAC-40, den Bankaktien und den Nebenwerten (Small- und Midcaps). Der CAC-40 kam stark unter Druck und nimmt Kurs auf die wichtige Unterstützung @4.000. Ein nachhaltiger Durchbruch würde bedeuten, dass dieser eine Kopf-Schulter Formation vollendet und seinen Negativtrend in Richtung 3.500 fortsetzen könnte. Auch die relative Schwäche der Small- und Midcaps bestärkt die Chartisten in ihrer bärischen Meinung. Der Stoxx Mid 200 lieferte nach dem starken Rutsch ein neues wöchentliches Short-Signal. Zusammenfassend urteilen sie: „From an investment standpoint, as long as the Euro Stoxx trades below its April 21st high at 3.156, the chart structure in Europe remains bearish.”
    Im Dax liegt auf der Unterseite nun der Hauptfokus auf dem seit 2009 gültigen langfristigen Aufwärtstrend. Die Trendlinie liegt in dieser Woche bei 9.116, ein Durchbruch öffnet die Tür in Richtung des Februar Tiefs @8.699.
    Im amerikanischen S&P liegt der Fokus jetzt auf der Gegend um 2.000/2.025. Im Falle eines Durchbruchs erwarten uns die nächsten Unterstützungen @1.969 und 1.928. Letzteres ist das 62% Fib der Februar/Juni-Rallye. Solange die Hochs des zweiten Quartals nicht nachhaltig nach oben durchbrochen werden, ändert sich nichts an ihrer Meinung, dass die globalen Aktienmärkte seit Juni 2015 eine Top-Formation ausbilden.

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