• Ein interessantes Hin und Her an den Börsen bescherte uns der gestrige Tag. Die Sorge um italienische Banken belastete in der ersten Tageshälfte zunächst die Aktienmärkte. Mehrere italienische Bankaktien wurden deshalb (limit down) vom Handel ausgesetzt. Am späten Nachmittag machten dann Meldungen der russischen Nachrichtenagentur Interfax über eine Einigung zwischen Russland und Saudi-Arabien in Sachen Einfrieren der Öl-Fördermengen die Runde. Beide Pumpen übrigens an der Kapazitätsobergrenze. Man berief sich dabei auf diplomatische Kreise. Erneut sorgte das für einen Anstieg der Ölpreise (+4%, jetzt über 200MA) und damit auch für eine Rallye an den Aktienmärkten. Unterstützung kam außerdem vom Devisenmarkt. Der Yen verlor gegenüber dem USD etwas an Boden.
  • Kurz vor Handelsschluss, als es eigentlich garnicht gut aussah, haben Dax&Co also doch nochmal aufgrund dieser fragwürdigen Meldung die Kurve bekommen. Oft genug wurde an dieser Stelle über das OPEC/Non-OPEC Treffen in Doha am kommenden Sonntag geschrieben. Bereits letzte Woche gaben die Saudis bekannt, dass sie zu einer Deckelung der Fördermengen nur bereit sind, wenn auch der Iran mitmacht. Das sind freilich Lippenbekenntnisse. Die Scheichs wissen nämlich, dass das niemals passieren wird und nähren damit den Verdacht der Kenner dieser „Szene“, dass man in Wirklichkeit überhaupt gar kein Interesse an einer Einigung hat. Das langfristige Ziel der Saudis ist und bleibt, 1) ….US Fraking-Firmen aus dem Markt zu drängen und 2) ….das die großen westlichen Ölfirmen ihre Investitionen zurückschrauben. Die zukünftig geringere Ölproduktion wird dann durch die Ausweitung der eigenen Produktion kompensiert, so das Kalkül.
  • Die naive Hoffnung der Marktteilnehmer, dass am Sonntag trotzdem etwas Bahnbrechendes heraus kommt, sorgte die letzten Tage für steigende Ölpreise. Rücksetzer wurden zuletzt als Kaufgelegenheiten gedeutet. In der vergangenen Woche sind laut Commerzbank die spekulativen Netto-Longpositionen bei Brent „um weitere 2,5 Tsd. auf ein neuerliches Rekordniveau von knapp 351 Tsd. Kontrakte gestiegen.“ Das sei der vierte Wochenanstieg hintereinander. Das dadurch aufgebaute Korrekturpotential ist deshalb jetzt beträchtlich, so die Analysten. Wehe, die Ergebnisse des Treffens enttäuschen. Natürlich geht die ganze Geschichte nicht spurlos an Saudi-Arabien selbst vorbei. Die Rating Agentur Fitch senkte gestern die Bonität des Landes auf AA­-. Der Ausblick bleibt „negativ“.
  • So oder so, am Sonntag wissen wir an der Öl-Front definitiv mehr. Seit Ende Januar reagiert der Markt immer und immer wieder euphorisch auf „freeze deal“-Headlines. Das erscheint absolut übertrieben. Dabei handelte es sich nämlich oftmals schlichtweg um alte Nachrichten und Hoffnungen, die wieder und wieder durchgekaut werden. Unter der Annahme, dass es nicht zu einer Reduzierung der Fördermengen kommt (Fakt: Einfrieren ist nicht Senkung, Senkung höchst unwahrscheinlich), wird sich nach dem Treffen in Doha wohl Ernüchterung einstellen. Es handelt sich bei einer Deckelung der Ölförderung, wenn es denn passiert, um eine rein symbolische Geste. An der weltweiten Überproduktion wird dies überhaupt nichts ändern. Viel hat der S&P500 in den letzten beiden Wochen auch nicht gemacht. Wir handeln grob gesagt in einer Seitwärtsbewegung zwischen 2.050 und 2.070, so wie gestern auch.
  • China veröffentlichte in der Nacht Zahlen zur Handelsbilanz und diese fielen nach den desaströsen Zahlen des Vormonats besser als erwartet aus. Demnach stiegen im März die Exporte in USD gemessen um 11,5% (erwartet +10%, Vormonat -24,4%). Importe fielen um -7,6% (erwartet -10,1%, Vormonat -13,8%). Bei aller Euphorie (Asien heute fest), spielten hier sicherlich nach dem Blutbad im Februar mehr Basiseffekte als tatsächliche Nachfrage eine Rolle. Außerdem ist es der siebzehnte Rückgang der Importe hintereinander.
  • Mit den Zahlen von JP Morgan, steht am heutigen Tage wohl die wichtigste Bilanzveröffentlichung der Woche auf der Agenda. Natürlich hatte die Bank nicht unbedingt die Probleme der Citigroup oder Bank of America, aber trotzdem erhofft sich der Markt von diesen Quartalszahlen eine Idee, wie es um die ganze Branche gerade bestellt ist. Hauptfokus liegt dabei nach schwachen Q4 mit Sicherheit auf der Investment Banking Abteilung. Das erste Quartal dürfte dort tiefe Spuren hinterlassen haben (Deal Volumes, Trading Volumes usw.). Seit Anfang des Jahres hat die Aktie 11% verloren.
    US-Aufseher bewerten übrigens die Notfall-Abwicklung einiger US-Großbanken einem Medienbericht zufolge als mangelhaft. Mindestens die Hälfte der acht systemrelevanten Banken müsse mit einer harten Beurteilung Ihrer sogenannten Testamente rechnen, so das Wall Street Journal. Entsprechende Schreiben an die betroffenen Institute bereiten die Aufsichtsbehörden gerade vor. Darunter sei auch JP Morgan.

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