• Gestern kamen die Anleihemärkte wieder etwas zur Ruhe. Nach seinen starken Kursverlusten der letzten Tage, konnte der Bund Future in der ersten Handelshälfte zulegen (Vortag 164,23, Hoch 164,87). Das gestern veröffentlichte Protokoll der letzten EZB-Sitzung brachte keine neuen Erkenntnisse oder Signale für ein Zurückfahren der Anleihekäufe. Man atmete zunächst also auf. Am Nachmittag drehte der Kontrakt allerdings wieder und schloss 5 Ticks tiefer @164,18. Das „Taper-Gerücht“ in Sachen EZB lässt uns dann doch erstmal nicht los. Auch die gestiegene Wahrscheinlichkeit, dass die Fed bald die Zinsen erhöhen könnte, spielte gestern eine Rolle. Nicht unwichtig deshalb heute, die Veröffentlichung des amerikanischen Arbeitsmarktberichts (erwartet werden +172T Nonfarm-Payrolls).
  • Ich komme an dieser Stelle zurück auf die neue 50j italienische Staatsanleihe, die sich am Dienstag starker Nachfrage erfreute (wir berichteten). Steigt die Rendite dieser Anleihe um 1 Basispunkt, so fällt der Preis um satte 25 Cent. Anleger, die am Dienstag die Papiere zu 99,194 kauften, stellten gestern fest, dass sie diese nur noch für deutlich unter 97,00 losbekamen. Das nennt man Durations- oder Zinsänderungsrisiko. Ja, dieses Risiko gibt es noch und es ist aufgrund der niedrigeren Kupons und der immer längeren Laufzeiten gefährlicher denn je. Jemand, der sich in diesen Märkten ein klassisches Rentenportfolio zusammenstellt, ist des Wahnsinns!!! Heute steht übrigens das Rating Review von Moody’s für Italien an.
  • Die Möglichkeit steigender Anleiherenditen bringt die Tage viel Diskussionsstoff für die weitere Entwicklung des Goldpreises. Nach den starken Verlusten am Dienstag, schießt sich die Lückenpresse zusammen mit einigen Analysten wieder auf das „barbarische Relikt“ ein. Steigende Anleiherenditen, so wird argumentiert, erhöhen die Opportunitätskosten der Goldhaltung und würden somit einen Rückgang des Goldpreises bewirken. Wie schon oft an dieser Stelle geschrieben, ist dieser angebliche Zusammenhang empirisch nicht haltbar. Ein schönes Beispiel ist die Zeit von 1971 bis 1981. In dieser Phase stiegen die Renditen für 10j amerikanische Staatsanleihen von 5% auf 15%. Gold fiel damals nicht, sondern stieg im Preis von 35$ auf $800. Fakt ist allerdings, dass sich die Charttechnik im Edelmetall in den letzten Tagen deutlich eingetrübt hat. Kurzfristig sind weitere Verluste möglich. Es würde mich allerdings schon sehr wundern, wenn Kursrückgänge in dieser überschuldeten Welt (s. jüngsten IMF Report) nicht zu Käufen genutzt werden würden. Friedensnobelpreisträger und US-Präsident Obama hat es schliesslich geschafft, die Schulden seiner 43 Vorgänger aus den vergangenen 227 Jahren, in weniger als 8 Jahren zu verdoppeln. Yep, richtig! Sch**ss Zinseszinseffekt! Nächste Woche melden sich ausserdem die Chinesen aus dem Urlaub zurück.
  • Im aktuellen Umfeld ist auch die Luft für die Aktienmärkte dünner geworden. In Europa und den USA traten wir gestern praktisch auf der Stelle. Asien handelt heute Morgen ausnahmslos schwächer. Im britischen Pfund kam es in der Nacht zu einem „Flash Crash“. Gegen den US-Dollar verlor die Währung kurzzeitig fast zehn Prozent (von GBP/USD 1,26 auf 1,14), erholte sich dann aber wieder. War es ein „fat finger“ Trade, also schlichtweg das Versehen eines Händlers? War es ein großer Verkäufer in einem extrem illiquiden Markt, der große Stop-Loss Orders auslöste? Sind Algos mal wieder durchgedreht? Oder gab es in einem von Zentralbanken zerstörten Markt einfach keine „Bids“ mehr??? Auch die Konsequenzen wären interessant. Hat diese Bewegung vielleicht einen großen „Player“ zerrissen? Fragen über Fragen!!!
    Auf die Antworten dürfen wir gespannt sein. ZH schreibt allerdings passend dazu: „However, if the May 2010 flash crash is any indication, the reason behind the collapse may not be forthcoming until 2021, and even then it will be blamed on some spoofer, living in his parents‘ basement. Traurig, aber vielleicht wahr.

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