Erneut bewegten sich die Aktienindizes bei uns wie auch in New York kaum von der Stelle (Dax +0,16%, Dow +0,04%, S&P -0,13%). Im Anlauf auf den gestrigen Zinsentscheid der Fed (nach Börsenschluss in Frankfurt), traute sich ohnehin keiner richtig aus der Deckung. Ein Händler aus NY schrieb, dass sich der S&P in den letzten fünf Tagen in der engsten Handelsspanne seit 1994 bewegt (0,66%). Das ist eine interessante Statistik. Die Schlusskurse der letzten Zeit liegen tatsächlich extrem nah beieinander (2338, 2387, 2388, 2384, 2388, 2391, 2387). Holt man Luft für neue Verlaufshochs, oder ist es die Ruhe vor dem großen Sturm??? Sprich, erwartet uns ein Auspreisen des Reflation-Trades, der seit der Wahl Trumps „gespielt“ wurde.

Einige Marktteilnehmer versuchen für letzteres Anhaltspunkte zu sammeln und interpretieren auffällige Marktbewegungen in anderen Marktsegmenten. Vielleicht geben diese ja Hinweise darauf, was Risikoanlagen in den nächsten Monaten erwarten könnte. Fündig wird man dabei am Rohstoffmarkt. Mit Sorge betrachtet man dort den starken Kursrutsch im Ölpreis. In der Sorte Brent beispielsweise haben wir seit dem Verlaufshoch Mitte April @56 Dollar über 10% verloren. Noch brutaler sieht es im Preis für Eisenerz aus, wenn man sich die Charts seit dem März-Hoch zu Gemüte führt. Hier ist es ein Minus von über 20%. In den letzten Tagen fing auch Kupfer an zu zucken (gestern -3,66%). Zieht man dann auch noch die Price-Action der Staatsanleihemärkte heran, wo wir uns ausgehend von den Renditehochs des Jahres wieder deutlich nach unten bewegt haben, dann könnte man dahinter wieder einen Hauch von Deflationsangst vermuten.

Zur Fed. Sie zeigte sich gestern nicht sonderlich besorgt. Erwartungsgemäß wurde zwar nicht an der Zinsschraube gedreht, trotzdem präsentierte man sich in der begleitenden Rhetorik „hawkisher“ als gedacht. Besonders die Wortwahl, „The Committee views the slowing in growth during the first quarter as likely to be transitory“, war auffällig. Die offensichtliche Schwäche im BIP des ersten Quartals hält man demnach nur für ein vorübergehendes Phänomen. Sofort stieg die vom Markt implizierte Wahrscheinlichkeit für eine Zinserhöhung im Juni von 70% auf 94%.

Nachbörslich kamen Tesla und Facebook mit Quartalszahlen. Umsatz, Gewinn und User-Wachstum lagen bei Facebook zwar über den Erwartungen, trotzdem sank der Kurs der Aktie nachbörslich um -1,5%. Wahrscheinlich zeigte man sich enttäuscht über den sinkenden Average Revenue per User (ARPU), oder ist in Sorge um die Zukunft der Werbeeinnahmen. Vielleicht kommen Entführungen und Live-Vergewaltigungen auf Facebook bei den Werbekunden auf Dauer doch nicht so gut an.
Der Verlust bei Tesla fiel mit 1,33 Dollar pro Aktie deutlich höher aus als erwartet (0,80 Dollar). Damit verliert das Unternehmen rechnerisch pro Auto 13.000 Dollar. Nachbörslich fiel die Aktie um -1%. Die Firma verbrennt weiter ihren Free Cash Flow in erschreckender Geschwindigkeit.

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