• Das erste Halbjahr 2017 liegt nun hinter uns. Die bisherigen Kursgewinne in Dax & Co sind zwar weiterhin sehr ansehnlich (Dax ytd +7%), wer aber jetzt nicht erkennen will, dass die zweite Jahreshälfte kein Spaziergang wird, dem ist nicht mehr zu helfen.
  • Seit letzter Woche ist es amtlich. „Whatever it takes“ ist erstmal Geschichte. Die großen Zentralbanken wollen die Blase an den Märkten entlüften um das größte geldpolitische Abenteuer der Menschheitsgeschichte wieder umzukehren. Nicht wenige Marktteilnehmer dämmert es langsam, dass eben dieses Unterfangen wahrscheinlich ein noch größeres und gefährlicheres Experiment werden wird. Der Erfahrungsschatz unserer Währungshüter geht in dieser Hinsicht nämlich gegen Null. Yep, nachdem das System acht Jahre mit unvorstellbaren Geldsummen geflutet wurde, wird jetzt offensichtlich, dass weder die Realwirtschaft, noch die Kurse an den Kapitalmärkten ohne diese Flut zurechtkommen werden.
    Klar, wenn die Kursverluste an den Märkten am Anleihe und Aktienmarkt zu brutal werden, ist irgendwann damit zu rechnen, dass die Notenbanker alles zurücknehmen und wieder „dovisher“ werden. Bis dieser Punkt allerdings erreicht wird, muss nach meiner Meinung noch extrem viel passieren. Bis dahin werden „Long Only“­ Positionen in Aktien, Anleihen und den meisten anderen Risikoanlagen zur Falle. Am eindrucksvollsten war das in der vergangenen Woche bei den Bundesanleihen zu spüren. Die Rendite der 10 jährigen Benchmark-Papiere stieg über 20 Basispunkte auf 0,46% und damit so stark wie seit 2015 nicht mehr. Der Bund Future verlor über drei Punkte. Aktuell wird mit einer Wahrscheinlichkeit von 25% gerechnet, dass die EZB im Dezember 2018 die Zinsen erhöht. Insgesamt verlor der globale Anleihemarkt in den letzten Tagen umgerechnet 885 Mrd. Euro an Wert.
    Die steigende Volatilität in allen Marktsegementen wird zur großen Gefahr für viele Fonds. Insbesondere den sogenannten Risk-Parity Jungs geht es jetzt an den Kragen. Lange stiegen Anleihe- und Aktienkurse aufgrund der Niedrigzinspolitik der Notenbanken gleichzeitig. Das brachte gute Erträge auf beiden Fronten. Allerdings sind die ZeitAen nun Aebenfalls vorbei, an dem Anleihekurse stiegen, während Aktienkurse fielen. Somit eignet sich ersteres in der sich nun anbahnenden Marktphase nicht mehr als Absicherung gegen letzteres. Es regnet gerade an beiden Seiten rein. Aktienkurse und Anleihekurse fallen im Einklang. Nehmen Fondsmanager jetzt gezwungenermaßen Anpassungen in der Positionierung vor, dann wird die Baisse die Baisse nähren. Eine immer dünner werdende Liquidität während der Sommermonate, kommt als zusätzliches Problem noch dazu.
  • Ein Blick auf den Monatschart (1 Kerze = 1 Monat) im Dax ist fast selbsterklärend und zeigt das sich anbahnende Drama in der Technik. Der Index ist angezählt, dass jüngste Allzeithoch schreit nach einem Blow-Off-Top. Am Freitag gab es keine Verschnaufpause. Das Hoch des Jahres 2015 @12.391 (ehemaliger Widerstand, jetzt Unterstützung) wurde zum Wochen- Monatsschluss nach unten durchbrochen (Close Kasse 12.325). Darunter erwartet uns das riesige Opening Gap von Ende April (Frankreichwahl), welches wohl geschlossen werden wird (12.050). Danach folgt das Tief vom 20.04 bei 11.950, welches einige Chartisten jetzt als das Minimalkursziel ausweisen. Damit Aktienbullen wieder Oberwasser bekommen, bedarf es weiterhin eines Schlusskurses über der 12.840.
    Seit Anfang April (!) gemessen tritt der Dax damit auf der Stelle. Zeichnet sich nicht bald eine Stabilisierung der Kurse ab, dürften sicherlich viele Marktteilnehmer versuchen, ihre noch verbleibenden Jahresgewinne abzusichern. Wahrscheinlich ist, dass Gegenbewegungen nach oben jetzt zum Verkauf genutzt werden.
  • Zur Wall Street. Die neue Handelswoche ist aufgrund des Feiertages zur amerikanischen Unabhängigkeit verkürzt. Während sich Dow und S&P dank fester Bankaktien (steilere Zinskurve) noch gut halten, trübt sich die Technik im Nasdaq zusehends ein. Die einst so beliebten FANG-Aktien (Facebook, Amazon, Netflix, Google) und Haupttreiber der vergangenen Hausse, underperformen seit Wochen. Einige Techniker verweisen im Nasdaq auf eine mögliche Schulter-Kopf-Schulter Formation, die allerdings leicht verzerrt verläuft. So oder so, der Index nähert sich jetzt wichtigen Unterstützungen. Es wartet die 50-Tagelinie zusammen mit kurz- und mittelfristigen Aufwärtstrendlinien knapp unter den aktuellen Kursniveaus.

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