• Die Aktienmärkte reagierten in der zweiten Wochenhälfte kaum auf die Fed. Die Reaktion des US-Dollars (fester), der US-Zinskurve (flacher) und des Goldes (leichter) zeigten aber, dass die „Falkenhaftigkeit“ der Fed am vergangenen Mittwoch eben nicht eingepreist war. Die Aktienmärkte wollen es dagegen nicht wahrhaben, dass die Notenbanken weltweit ihre geldpolitischen Zügel straffen. Zugegeben, dieses „nicht wahrhaben wollen“ kann auch noch eine ganze Weile anhalten, so das neue Hochs in den Aktienindizes möglich sind, aber irgendwann muss man sich mit den neuen Realitäten auseinandersetzen.
    Im Jahre 2013 brachte die US-Notenbank erstmals „Tapering“ ins Spiel. Abgesehen von ein paar Zuckungen nach unten, ging die Party in Risikoanlagen aber weiter. Man redete sich ein, die Fed werde aus Angst vor den Konsequenzen am Ende des Tages weder „tapern“, noch an der Zinsschraube drehen und es bestimmt nicht wagen, sich von ihrem Anleihebestand zu trennen, um die Bilanz herunterzufahren. Dies zusammen mit der Tatsache, dass die Fed sehr vorsichtig und langsam vorging und auch zwischendurch Wankelmütigkeit vorspielte führte dazu, dass sich die Marktteilnehmer bis zum heutigen Tage in Sicherheit wiegen konnten und die Zeichen der Zeit nicht erkannten. Das mussten sie auch nicht, die Performance gab ihnen bis jetzt recht.
    Die Liquiditätsparty neigt sich aber dem Ende. Mehr noch, je blasenartiger Risikoanlagen trotzdem von einem Hoch zum anderen hüpfen, umso mehr missfällt das den Notenbankern. Viele aus der Zunft, angefangen mit Ex-Chef Greenspan, aber auch Yellen und selbst Draghi, begannen vor Übertreibungen und Überhitzungen zu warnen. Fakt ist, die Fed zieht den Stecker und andere Notenbanken machen es ihr längst nach. Vorletzte Woche überraschte die Bank of England den Markt mit dem Signal, dass man in den kommenden Monaten die Zinsen erhöhen könnte. Die kanadische Zentralbank tat das bereits und signalisierte weitere Schritte. Die EZB beginnt den Weg für „Tapering“ zu ebnen und sogar die Bank of Japan wurde diesbezüglich im Juli aktiv. Yep, dieses weltweit koordinierte langsame Straffen der Geldpolitik kann der liquiditätsverwöhnte Junkie-Markt für Risikoanlagen tatsächlich noch eine Weile ignorieren. Wie lange das noch so ist, dass sollte sich ein jeder am Kapitalmarkt allerdings anfangen zu fragen.
  • Gestern wurde in Deutschland gewählt. Was die Grünen erst 30 Jahre nach Gründung schaffte, ein zweistelliges Ergebnis bei einer Bundestagswahl, schafft die AfD bereits im zweiten Versuch. Viele konservative Wähler bestrafen damit die Blockparteien für ihren Linksrutsch und die vielen gebrochenen Versprechen. Können Sie sich noch erinnern?!? Keine Haftung für Schulden anderer Euroländer, keine neuen Milliarden für Griechenland, keine Transfer-, Banken- und Schuldenunion. Dafür aber Negativzinsen und bald auch Bargeldverbot. Mehr noch, die Rhetorik gegenüber der AfD wurde laut einiger Wahlbeobachter zum Bumerang. Mit Gabriels Warnung vor „echten Nazis im Bundestag“ beispielsweise, oder Schäubles – die Deutschen würden ohne Masseneinwanderung „in Inzucht degenerieren“ – wurde für viele Menschen eine Grenze überschritten. Bereits „länger hier Lebende“, die besorgt sind über die Verhältnisse in ihrem Land, als Nazis zu beschimpfen und damit gleichzeitig die tatsächlichen Opfer des Nationalsozialismus zu verhöhnen, ging ähnlich wie bei den Wahlen in UK und USA richtig daneben. Vielen Wählern ist dank Social Media nicht entgangen, wie brutal und unfair der Kampf gegen die AfD geführt wurde, bis hin zu Angriffen durch Linksextremisten. Vom Pfarrer bis zum Radiomoderator warnten alle vor der AfD. Dieser „Overkill“ ging kräftig nach hinten los. Die AfD wurde für viele zum „Underdog“ und damit doch wählbar. Nach einer gefühlten Ewigkeit hat der Bundestag damit wieder eine tatsächliche Opposition im Saale.

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